Handball

Vranjes vs. Berge

Handball

22. Januar 2020, 08:15 Uhr

Norwegens Trainer Christian Berge hat vieles gemeinsam mit Ljubomir Vranjes, Trainer des Gegners aus Slowenien. Archivfoto: Lars Salomonsen

Malmö. Christian Berge gab von 1999 bis 2006 den genialen Spielmacher bei der SG Flensburg-Handewitt. Sein Nachfolger: Ljubomir Vranjes. Als der Schwede Anfang 2017 nach den Stationen als Spieler und sportlicher Leiter das Ende seiner Trainerzeit in Flensburg für den Sommer bekannt gab, galt Berge zunächst als Wunschkandidat, um den Trainerposten bei der SG zu übernehmen. Bekanntlich kam es anders und Maik Machulla coacht die Flensburger Mannschaft seither erfolgreich. Berge blieb Nationaltrainer in seinem Heimatland Norwegen und Vranjes ist nach einem kurzen Engagement in Ungarn inzwischen Nationaltrainer Sloweniens. Am Mittwoch (18.15 Uhr) nun kommt es bei der EM erstmals in einem bedeutenden Spiel zum Trainerduell Berge gegen Vranjes. 

Beide waren als Spieler Genies auf der Position Rückraum Mitte. Als Trainer geben sie ihre Ideen, ihre Kreativität und vor allem ihr taktisches Geschick nun erfolgreich weiter. Bei den Norwegern ist es vor allem Superstar Sander Sagosen, der die Vorgaben von Berge umsetzt. Aber auch Magdeburgs Christian O´Sullivan und der Flensburger Gøran Johannessen spielen wichtige Rollen im Tempo-Handball á la Berge. 


Berges Karriere als Trainer begann im dänischen Aarhus. In der Saison 2007/08 war er Assistent des ehemaligen SG-Übungsleiters Erik Veje Rasmussen. Im Sommer 2008 wechselte er zu Elverum und machte aus dem Team, gegen das die SG im Februar in der Champions League spielt, die führende Mannschaft Norwegens. Ab 2013 war er in Doppelfunktion als Co-Trainer der Jugend-Nationalmannschaft tätig, um ein Jahr später Cheftrainer des A-Teams zu werden. Seither hat er sein Heimatland in der Weltspitze etabliert und bei den letzten beiden Weltmeisterschaften jeweils ins Endspiel geführt. 

Sowohl Berge als auch Vranjes sind akribische Arbeiter, vor allem in der Vorbereitung auf ein Spiel. Am Montagabend war Norwegens Nationalteam gemeinsam in einem Steakhouse am »Lilla Torg«, einem zentralen Marktplatz in Malmös Innenstadt essen. Berge verließ das Restaurant als erster und sagte: »Ich gehe jetzt Videos schneiden und gucken.« Vranjes hatte am Montag erst gar keine Zeit, um sich mit Flensborg Avis zu treffen, »zu viel Arbeit«, ließ er per SMS wissen. Trainer-Profis eben, die nichts dem Zufall überlassen. 

Genau wie Berge, begann Vranjes zunächst als Co-Trainer (2009), seinerzeit von Per Carlén bei der SG. Gleichzeitig war er sportlicher Leiter bei der SG und wurde nach der Entlassung seines Landsmanns im November 2010 zum Cheftrainer befördert. Diesen Posten hatte er bis zum Sommer 2017. Zwischenzeitlich führte er Serbiens Nationalteam erfolgreich durch zwei Playoff-Spiele und zur EM 2014 und war einst ein heißer Kandidat für den Posten als deutscher Bundestrainer. 

Aus Flensburg ging er nach Veszprém und wurde auch Nationaltrainer in Ungarn. Bei der EM 2018 gab es in der Vorrunde in drei Spielen drei Niederlagen. Später in dem Jahr wurde Vranjes bei den Magyaren in beiden Funktionen entlassen. Im Frühjahr 2019 übernahm er IFK Kristianstad und kurz vor der jetzigen EM Slowenien

Mit den Slowenen holte er zum EM-Auftakt gegen Polen seinen ersten Sieg als Nationaltrainer bei einem großen Turnier. Es folgten Siege gegen seine schwedischen Landsleute und die Schweiz. Vor allem, weil Spielmacher Dean Bombac unter Vranjes aufblüht, spielen die Slowenen stark auf. Mit dem Sieg gegen Portugal ist Slowenien weiter im Rennen um das Halbfinale. Für Portugal hingegen ist der Traum mit der Niederlage gegen Slowenien geplatzt. Einen Platz im Halbfinale sicher hat Norwegen, nachdem Schweden Ungarn geschlagen hat.

Ruwen Möller